Domglocken zu Aachen, volles Geläut

Das volle Geläut des Aachener Doms, aufgenommen Heiligabend um Mitternacht.
Schön im Spektrogramm zu sehen, wie sich manche Töne erst nach dem Schlag entwickeln. Und nicht immer sind die lautesten auch die wahrgenommenen.

Marienglocke: Schlagton g+8, 2075 mm Durchmesser und 5.800 kg.
Karlsglocke: Schlagton h+7, 1628 mm Durchmesser und 2700 kg.
Joh. Evangelist: Schlagton d’+8, 1367 mm Durchmesser und 1650 kg.
Joh. Baptist: Schlagton e’+7, 1367 mm Durchmesser und 1150 kg.
Leopardusglocke: Schlagton fis’+3, 1078 mm Durchmesser und 800 kg.
Stephanusglocke: Schlagton g’+8, 1027 mm Durchmesser und 700 kg.
Petrusglocke: Schlagton a’+1, 894 mm Durchmesser und 450 kg.
Simeonsglocke: Schlagton h’+8, 793 mm Durchmesser und 300 kg.

Das Glockenmotiv bildet der lateinische Hymnus Veni creator spiritus. Die Marienglocke wurde übrigens von den Nazis eingeschmolzen und 1958 neu gegossen.

Nach vielen Jahren hatte es 2017 endlich geklappt, eine weitgehend störungsfreie Aufnahme zu machen. Ich habe sie vom Katschhof zwischen Dom und Rathaus aus aufgenommen und diesmal mit windgeschützten Hypernierenmikros auf einem hohen Ständer hinter zwei einsamen Weihnachtsmarkbuden aufgenommen und eine Stunde vorher alle Sicherheitsleute (die die leeren Weihnachtsmarktbuden bewachen) aufgesucht, die Aufnahme besprochen und – wichtig! – ihnen einen Platz gezeigt, von dem aus sie mich beobachten können, ohne die Aufnahme allzusehr zu stören.

Jahrelang hat es immer Störungen gegeben. Leider auch bei der akustisch schönsten 3D Aufnahmen mit OKM Originalkopfmikrofonen 2014. Mal hat’s gestürmt, mal geregnet, mal fuhr die Polizei über den Katschhof, mal pustete ein Gebläse in eine Plastikprinte, oder Sicherheitsleute stellten Fragen, oder jemand stakte lautstark mit Stöckelschuhen in die Dom-Mette. 2017 haben Hypernierenmikrofone mit Windschutz die Platzgeräusche und den Wind weitgehend ausgeblendet.

2018 bin ich aus Aachen weggezogen und bin froh, diese Aufnahme im Kasten zu haben. Sie gibt Heimatgefühle. Der Dom ist für mich das nachhaltig Beeindruckendste in Aachen.

Software: Overtone Analyzer/VoceVista Video

Melksuite mit Schuhkunst

Die „Melksuit“ des schweizer Duos Stimmhorn mit Christian Zehnder und Balthasar Streiff erhält mit „Ich habe die Nacht gesehen“ einen sehr eigenwilligen Videoclip von Videokünstler Hansjörg Palm. Das 2004 entstandene Schuhkunstvideo des Freiburgers erhielt 2007 den Medienkunstpreis Oberrhein. Mir gefällt die Ähnlichkeit des Humors in Musik und Film.

The HU – mongolischer Rock erreicht Millionen Klicks

Mit Millionenklicks macht gerade die mongolische The Hu Band auf sich aufmerksam. Seit sieben Jahren basteln sie an ihrem Debut Album und veröffentlichten jetzt zwei virale Videos. Ihren Stil nennen sie „hunnu rock“, was wohl seine Wurzeln im mongolischen Wort für Mensch, хүн, hat. „Es ist keine Rock-Musik, die von Mongolen gespielt wird. Es ist mongolische Rock-Musik.“ zitiert der Metal-Hammer die amerikanische Musikethnologie Doktorandin Thalea Stokes. NPR nennt es gar Havy Metal.

Offenbar erreicht die Gruppe ein Zielpublikum, das bisher den Kehlgesang nicht kennt und mit Growling aus der Metalszene vergleicht. Wer in der Mongolei war, dem sind die Klänge vertraut, und man hört vieles aus der traditionellen Xhöömei Musik, von Instrumenten, Stimmtechniken bis zu den Instrumenten. Die Videos sind klasse gemacht, der Reiterkrieger mit Motorradgang im Gefolge hat schon eine gute Wirkung.

The HU - Wolf Totem (Official Music Video)

Stille Nacht mit Obertongesang

„Stille Nacht, heilige Nacht“, das weltweit bekannteste Weihnachtslied wurde am 24.12.1818, vor genau 200 Jahren, zum ersten Mal gesungen. Zu Heiligabend 1818 führten der Arnsdorfer Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber (1787–1863) und der Hilfspfarrer Joseph Mohr (1792–1848) in der Schifferkirche St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg das Weihnachtslied erstmals auf. (Wikipedia)

Für die vorliegende Fassung für Obertongesang hat der geniale Pianist Michael Reimann einen Klaviersatz auf dem E-Piano improvisiert. Die Noten für Obertongesang sind für Anfänger geeignet. Allerdings wird an einer Stelle ein kleiner psychoakustischer Trick verwendet, denn einer der Melodietöne ist eigentlich nicht in der Obertonreihe enthalten. Wer findet sie?

Michael Reimann: https://www.michaelreimann.de/
Video: Weihnachtsmarkt Ljubljana von der Burg aus gefilmt.

BBC Dokumentation über Wolfgang Saus‘ Obertöne in der MRT Röhre


Zurzeit könnt Ihr in der ZDF-Mediathek die BBC-Dokumentation in deutscher Fassung z. B. mit Mediathekview herunterladen: 4. Episode, Wunder der Anatomie – Krankenakte X – Grenzfälle der Wissenschaft.
Hinweis: Video und Link funktionieren nur in Deutschland.


Die Chirurgin Gabriel Weston hat viele Jahre damit verbracht, die Funktionsweise des menschlichen Körpers zu studieren. In der Reihe «Incredible Medicine: Dr Weston’s Casebook» (trailer video) stellt sie Menschen aus der ganzen Welt mit den ungewöhnlichsten Körpern und Fähigkeiten vor.

Auch die einzigartige Körperkontrolle, die das Obertonsingen erfordert, wird beleuchtet (ab 10:40 Min.). Im November 2016 drehte ein Filmteam der BBC Science Production, Emma Hatherley (Produktion, Regie) und Alexis Smith (Kamera), im Institut für Musikermedizin der Uniklinik Freiburg mit Prof. Bernhard Richter und Wolfgang Saus.

Live-Bilder aus dem Kernspintomografen zeigen die komplexen Bewegungsabläufe im Mund- und Rachenraum, die beim Obertongesang stattfinden. In Interviews wird der wissenschaftliche Hintergrund des Phänomens erklärt.

Bilder vom Making-of

Links

→BBC Website

Brahms – Guten Abend, gut‘ Nacht – mit Stuart Hinds

Stuart Hinds, der Meister des polyphonen Obertongesangs, hat eine schöne Interpretation von Johannes Brahms‘ „Guten Abend, gut‘ Nacht“ eingesungen. Eine einfachere Version davon könnt Ihr hier in Noten herunterladen und selber üben.

Dvořák in Obertönen

Stuart Hinds ist unumstritten der Meister des polyphonen Obertongesangs. Mit seinen Kompositionen setzt er Maßstäbe für diese junge Gesangstechnik. Mit Goin‘ Home, einer Melodie aus dem 2. Satz der 9. Symphonie des tschechischen Komponisten Anonín Dvořák, präsentiert Hinds hier eines seiner leichteren Stücke, das dennoch für die meisten Obertonsänger eine Herausforderung sein dürfte.

Neben der Fassung für Solo Bariton Obertonsänger und Keyboad gibt es Goin‘ Home auch als Chorsatz, den dem Prager Ensemble Spektrum gewidmet hat, und das die Obertonpartie sogar chorisch besetzt. Mit solchen Kompositionen werden hoffentlich viele Sänger dazu angeregt, sich mit den faszinierenden Möglichkeiten des polyphonen Obertongesangs zu beschäftigen.

Joby Talbot – Path of Miracles (2005)

Aufnahme des ersten Satzes „Roncesvalles“ aus „Path of Miracles“ von Joby Talbot. Es singt der Chor Tenebrae unter Nigel Short.

Der englische Komponist Joby Talbot schrieb dieses Werk 2005 im Auftrag des Ensembles Tenebrae unter Leitung von Nigel Short. Es ist für 17-stimmigen gemischten Chor a cappella  SSSSSAAAATTTTBBBB und Crotales gesetzt.

Das viersätzige Werk beschreibt eine Pilgerreise entlang vier der wichtigsten Stationen des Jakobwegs nach Santiago: I Roncesvalles, II Burgos, III León, IV Santiago. Der Komponist widmete die Komposition seinem im Kompositionsjahr verstorbenen Vater. Die Uraufführung, die für den 07.07.2005 in London angesetzt war, musste aufgrund der Bombenanschläge an diesem Tag verschoben werden und fand am 17.07.2015 in der St. Bartholomew-the-Great Church in London statt.

Der erste Satz beginnt die Pilgerreise in Roncesvalles mit einem in Glissandi aufsteigenden mystischen Klang, der dem Pasibutbut der Bunun aus Taiwan nachempfunden ist. Die Anweisung, verschiedene Vokale ausser /i/ zu verwenden, interpretiert das Ensemble – analog dem Pasibutbut – als ein Oberton-Chanting. Bereits auf den ersten vier Seiten fordert das Werk den enormen Tonumfang vom Kontra-A bis zum dreigestrichenen c“‘.

CDs

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Path-of-Miracles-Tenebrae

Path-of-Miracles-Footsteps-Tenebrae

Noten

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Noten bei Chester Music Ltd

Weiterführende Links

https://en.wikipedia.org/wiki/Path_of_Miracles#cite_note-Talbot_Path-9

Einblick in die Noten. https://issuu.com/scoresondemand/docs/path_of_miracles_14740/4

http://www.tenebrae-choir.com/path-of-miracles

Joby Talbot schrieb übrigens die Filmmusik zu einigen bekannten Produktionen wie z. B. „Per Anhalter durch die Galaxis“.
Filme mit Filmmusik von Joby Talbot (Partnerlink zu Buch7.de).

Deine Ohren haben Superkräfte – überzeuge Dich selbst

Du besitzt bereits Superkräft in Deinem Ohr, von denen Du nichts weisst. Steve Mould zeigt Dir in diesem Video, dass Du ohne zu üben hören kannst, ob Wasser kalt oder warm ist. Teste selbst.

Der Grund ist, dass Du bereits unterbewußt mit dem Geräusch einfließenden Wassers vertraut bist und die Information abgespeichert hast. Sie wird automatisch abgerufen, wenn Du den Vorgang nur hörst aber nicht siehst.

Heisses Wasser hat eine geringere Viskosität als kaltes. Das Blubbergeräusch in warmem Wasser ist aufgrund der geringeren Viskosität im Durchschnitt etwas höher. Unsere feinen Hörsensoren bekommen diesen Unterschied deutlich mit.

Mehr dazu findest Du hier:

http://www.sciencealert.com/your-ears-can-actually-tell-the-difference-between-hot-and-cold-running-water

https://www.thenakedscientists.com/articles/questions/why-does-hot-water-sound-different-cold-water-when-poured

Untertongesang auf Österreichisch – abgefahrener Jodelstil

So hast Du traditionelles Jodeln wohl noch nicht gehört. Der Bass begleitet den Jodel-Chorsatz im Kargyraa-Stil, einer Untertongesangstechnik, die die Taschenfalten in Schwinung versetzt. Da mir so ein Sound bisher nur auf Sardinien und Korsika begegent ist, nie aber in den Alpen, gehe ich davon aus, dass dieser Stil nicht traditionell österreichisch ist. Eher ist anzunehmen, dass der Sänger sich die Singtechnik zentralasiatischer Stile angeeignet hat. Es ist also eine Art Weltmusik, die sich allerdings nicht weit vom Traditionellen entfernt und sich beinahe nativ anhört. Wenn jemand mehr darüber weiss, würde ich mich über einen Kommentar freuen (und natürlich über jeden anderen Kommentar).

Alles in allem ein absoluter klanglicher Genuss. Der satte Bass passt ausgesprochen gut zum bodenständigen Charakter des Jodelns in den Bergen. Ich liebe solche Neuschöpfungen.