Wolfgang Delnui

Belgien *1977

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Wolfgang Delnui studierte Rhythmik am Institut de Rythmique Jaques-Dalcroze de Belgique sowie Komposition und Schulmusik am Conservatorium Maastricht.

Seine Kompositionen wurden in verschiedenen nationalen und internationalen Festivals wie Ars Musica (Brüssel), The Saint-Petersburg Contemporary Music Center reMusik.org, Gaudeamus Muziekweek (Amsterdam), den Donaueschinger Musiktagen (Projekt: The Next Generation), dem Meakusma Festival und dem Ostbelgienfestival (Eupen, B) aufgeführt.

Mit seinem Werk „Looptonen gewann er 2004 in Utrecht den „Flutonicon“ Kompositionswettbewerb.

Der Verlag Donemus-Publishing house of contemporary classical music veröffentlichte die Partituren von zwei seiner Werke.

Neben seiner Aktivität als Komponist ist Wolfgang Delnui auch als Musikpädagoge tätig. In diesem Rahmen veröffentlichte er 2015 das Buch „Blitzschnelle Ideen mit Rhythmus und Musik“ im Ökotopia-Verlag (Münster).

Komponist Wolfgang Delnui

Freilassen

2008

Besetzung: Solo Obertonbariton

Für Wolfgang Saus.

(Konsens)verschiebungen

2018

Besetzung: Solo Bariton-Obertonsänger und Elektronik.

Für Wolfgang Saus.

Uraufführung: 8.9.2018 Meakusma Festival in Kooperation mit dem Ostbelgienfestival, Eupen, Belgien. Bariton und Obertongesang: Wolfgang Saus. Technische Realisation und Programmierung der Komposition: „Centre Henri Pousseur“ Liège (B).

Inhalt

Bei dem Projekt handelt es sich um eine szenische Komposition für männlichen Obertonsänger und Elektronik. Inhaltlich befasst sich das Werk mit dem derzeitg zu beobachtenden Rechtsruck in der europäischen Politik.

In der aktuellen Fassung wird der Zuschauerraum durch acht Lautsprechern beschallt, welche um das Publikum herum positioniert sind. Zusätzlich steht ein kleiner Lautsprecher neben dem Sänger auf der Bühne. Dieser Lautsprecher ist auf einem Mikrophonstativ montiert, an welchem ein Popschutz angebracht ist.

Musikalisch basiert die Komposition auf der „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven. Wobei das Werkes mit einer Genese beginnt. Atem, Hauchen und Rauschen eröffnen die Komposition und bereiten die Grundlage für Obertongesang und zahlreiche andere Vokaltechniken in einem sich verdichtendem Klangraum.

Kommunikation besteht erst zwischen dem Sänger und dem Raum. Nach und nach nimmt der Lautsprecher auf der Bühne einen immer wichtigeren Platz ein. Er wiederholt Passagen, die der Sänger während seiner Performance gesungen hat, speist sich also aus seiner Stimme. Spätestens ab dem Moment, in dem er mit dem Sänger im Duett singt, ist der Bühnenlautsprecher als Person eingeführt.

Sprachfetzen verdichten sich immer mehr und enthüllen immer mehr die rechte Gesinnung dieser Person. Gegen Ende des Stücks verlässt der Sänger die Bühne und überlässt dem Bühnenlautsprecher und damit Zitaten von rechtsextremen und rechtspopulistischen Politkern den Raum.

Zusätzlich zu den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Bezügen, ist es auch Anspruch der Komposition neue Vokaltechniken zu entwickeln und exemplarisch anzuwenden, um den Gebrauch der Stimme im Musiktheater vielfältiger und vor allem differenzierter einzusetzen. Unter anderem fordert die Komposition die ausnotierte gleichzeitige Kontrolle zweier Vokalresonanzfrequenzen sowie Übergänge von geräuschhaften Resonanzen in stimmhafte Formantmelodien.

Symbolik fließt auf verschiedene Weisen in das Werk ein:

  • Die Europahymne taucht mehr oder weniger stark entfremdet an verschiedenen Stellen auf. Etwa als Triumphmarsch, vermischt mit Pfeifen und Rauschen oder als Abgesang auf den von der Ode an die Freude evozierten Wert der Brüderlichkeit, wenn die Hymne als Melodie aus Obertönen über eine atonale Grundtonmelodie erklingt.
  • Der Gegensatz zwischen dem Gesang, einer menschlichen Ausdrucksweise, und den Zitaten, welche von der Sprachausgabe des Computers vorgetragen wird, symbolisiert und akzentuiert den Graben, der zwischen einer humanen und einer rechtsextremen Gesinnung besteht.
  • Der für viele Menschen unmerkliche Aufstieg vom Rechtspopulismus und Rechtsextremismus ist in der Komposition dargestellt durch den Bühnenlautsprecher, welcher zunächst kaum wahrgenommen wird, im Laufe der Zeit aber eine sich stets steigernde Dominanz ausstrahlt, bis er schließlich das alleinige Sagen hat.