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Wie Obertöne dein Gehirn harmonisieren

Stellt euch vor, wie ein einfacher Hörtest die Welt verändern könnte. Genau das passiert gerade mit meinem Hörtest, der immer mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht – und das nicht nur in philosophischen und neurowissenschaftlichen Kreisen. Aber was macht ihn so besonders, dass er so breitgefächertes Interesse weckt?

 

Seit 2022 ist dieser Test ein zentraler Bestandteil eines revolutionären Bildungskonzepts für Kinder. Es wurde unter der Leitung der Omni Aqua Stifung von Akiko Stein in Zusammenarbeit mit Prof. Mag. rer. nat. Dr. phil. Annemarie Seither-Preisler, Prof. Dr. rer. nat. Peter Schneider und mir entwickelt. Das Konzept, genannt F-dUR – Frieden durch Urklang, basiert auf den besonderen Eigenschaften von Wasser und Obertönen. Diese Elemente, kombiniert mit Achtsamkeitsübungen und der Synchronisierung der Gehirnhälften, fördern bereits im Kindesalter eine tiefe empathische Verbundenheit mit sich selbst, den Mitmenschen und der Natur. Wir sind überzeugt, dass dieser Ansatz der Schlüssel zu innerem Frieden ist, der wiederum essentiell für einen friedlichen und empathischen Umgang miteinander ist.

In dem Videoausschnitt aus einer halbstündigen Dokumentation über das F-dUR Konzept, den ihr hier seht, taucht ihr in die faszinierende Welt des Klangs ein. Die Dokumentation enthält spannende Interviews mit führenden Neurowissenschaftlern und offenbart die unerwartete Macht des Bewusstseins für Obertöne. Dieser Ausschnitt ist nur ein Vorgeschmack auf die ganze Geschichte. Den vollständigen Film, der euch tiefer in dieses innovative Konzept führt, könnt ihr hier ansehen. Taucht mit uns in die Welt des Klangs ein und entdeckt, wie ein Hörtest weit mehr als nur Töne erfassen kann – er kann eine Brücke zu tiefem inneren Frieden und Empathie bauen.

Hörst du eine Melodie oder Silben? Saus Hörtest.

In diesem Video erfährst Du, wie Du Obertöne in Vokalen hören kannst. Das eröffnet Dir eine neue Dimension der Klangwahrnehmung. Diese Art des Hörens ist spontan selten, aber lernbar und eine Grundvoraussetzung für das Verstehen und Erlernen von Chorphonetik. Und es macht Lernen von Obertongesang einfachen und schneller.

Hörst Du Silben oder eine Melodie?

Nach diesem Video ist Dein Gehör sofort verändert, und zwar irreversibel. Es ist wie bei einem Vexierbild: Sobald Du beide Seiten gesehen hast, siehst Du sie immer. Nach dem Video bist Du immer in der Lage, Obertöne auch in Klängen zu hören. Sobald Du Silben und Obertöne wahrgenommen hast, kannst Du entscheiden, was Du hören willst. Und wenn Du von heute an 3 Wochen lang Deinen Fokus auf Obertöne richtest, wird Dein Obertonhören fester Bestandteil Deiner Klangwahrnehmung. Dein Gehirn bildet neue Synapsen aus.

Nebenwirkungen

Du wirst Dich wundern, was sich danach noch zusätzlich ändert:

  • Du wirst empathischer hören, besser verstehen, wie andere Menschen sich fühlen, allein weil Du ihre Stimme hörst.
  • Wenn Du im Chor singst, wirst Du die Intonation ganz anders wahrnehmen und unbewußt die Resonanz mit anderen Stimmen finden.
  • Viele berichten auch, dass sie danach intensiver Farben und Düfte wahrnehmen.
  • Du wirst einen bewußteren Zugang zur Resonanz in Deiner Stimme bemerken.

Falls Du die Melodie gleich im ersten Beispiel gehört hast, dann warst Du bereits Obertonhörer. Dann hilft Dir das Video zu verstehen und Dir bewußt zu machen, dass Du anders hörst als 95% der Menschen um Dich herum.

Doch ich habe nie eine Melodie gesungen

Mit das Spannendste an dem Obertonhören ist für mich: Am Ende hat jeder einmal die Melodie gehört – aber ich habe nie eine Melodie gesungen. In allen Gesangsbeispielen sind alle Tonfrequenzen unverändert. Ich habe keine einzige Tonhöhe verändert. Im klassischen Sinne habe ich also keine Melodie gesungen. Ich hab nur Resonanzen und somit Lautstärkeverhältnisse verändert, also im klassischen Sinne habe ich Silben auf einen Ton gesungen, das, was die meisten am Anfang gehört haben.

Trotz Widerspruch haben alle Recht

Wenn jemand also zu Beginn meinte, da sei keine Melodie, hat er Recht, auch noch, als die Melodie für alle offenbar wurde. Und jeder, der eine Melodie hört, hat ebenfalls Recht. Man müsste Melodie unabhängig von der Tonfrequenz definieren.

Ich hatte vor vielen Jahren eine Klangdatei des ersten Beispiels an verschiedene Fachleute geschickt, nachdem ich herausfand, dass andere nicht dasselbe hören wie ich. Und niemand fand ein Melodie, auch nicht mit den modernsten Analysemethoden. Warum nicht? Weil offenbar niemand auf die Idee kam, dass man nach einer Melodie suchen könnte. Wenn man die Melodie dann gehört hat, findet man sie auch im Klangspektrum. Allerdings nur als Lautstärkemuster, nicht als Tonhöhenänderung. Ist doch spannend, oder?

Ich persönlich habe daraus gelernt, Wahrnehmungen anderer, vor allem von Menschen aus dem spirituellen Bereich, die ich möglicherweise früher als unwissenschaftlich abgetan hätte, mit weniger Vorurteilen zu begegnen. Paradigmen zu verlassen gehört wohl in vielerlei Hinsicht zum kommenden Zeitgeist.

Mehr Informationen zum Test und eine Audio-Version zum Download in meinem Blogpost „Nur wenige können diese Melodie hören – Mach den Hörtest“.

Inhaltsübersicht des Videos

00:00 Die Magie des Zuhörens
00:21 Gehirn und Klangverarbeitung
01:31 Melodie in Silben versteckt
01:50 Hörtest Teil 1 – 5% hören die Melodie
02:05 Die Melodie enthüllt
02:58 Warum manche Klänge verborgen bleiben
04:02 Hörtest Teil 2 – 20% hören die Melodie
04:52 Hörtest Teil 3 – 40-60% hören die Melodie
05:20 Hörtest Teil 4 – 100% hören die Melodie
06:27 Schritte, um die Melodie zu entdecken
06:54 Schritt 1 – Obertongesangstechnik
07:03 Schritt 2 – Vokale zwischen u und i
07:16 Schritt 3 – Konsonant n
07:24 Schritt 4 – Konsonanten n und t
07:56 Schritt 5 – weitere Konsonanten
08:32 Schritt 6 – Zwischenschritt Konsonantenübergänge
09:20 Vertraue der Wahrnehmung
09:56 Schritt 7 – zurück zu Silben
10:18 Schritt 8 – das Gehör ist jetzt verändert

Transkription des Videos

Das Wichtigste beim Oberton singen ist das Hören. Es hat sich rausgestellt, dass nicht jeder Mensch die Obertöne spontan hört. Das sind Arbeiten aus den Anfang 2000er in Heidelberg an der Uni Klinik, die gezeigt haben, dass es darauf ankommt, welcher Gehirnteil den Klang verarbeitet. Es gibt ein Hörzentrum auf der rechten Seite, das hört Obertöne, und es gibt auf der linken Seite ein Hörzentrum, das für den mathematischen Anteil der Musik zuständig ist, das heißt, Intervalle und Melodien und Rhythmus und solche Dinge, und rechts wird die Klangfarbe analysiert, das enthält aber auch die Information der Obertöne, die ja normalerweise nicht getrennt gehört werden. Und dann gibt es noch eine Interpretation des Klangs als Sprache. Das findet auf der linken Seite statt im Broca Zentrum und Wernicke Zentrum. Die sind beide auf der linken Seite. Und jetzt ist wichtig, dass man beim Obertonsingen die Obertöne wahrnimmt. Das heißt, dass man die rechte Seite, den rechten Hör-Cortex aktiviert. Dafür habe ich einen Test, mit dem man erst mal prüfen kann, wo man steht, und am Ende gibt es eine systematische Hinführung in die Wahrnehmung auf der rechten Seite. Das heißt, wenn dieses Video zuende ist, dann hörst du komplett anders, wenn du nicht gleich beim ersten Beispiel die Obertöne schon hörst. Ich singe jetzt eine sinnlose Silbenfolge und die singe ich auf einen einzigen Ton, das heißt ich ändere keine Tonhöhe, trotzdem ist eine Melodie in diesen Silben enthalten, und diese Melodie verstecke ich in den Resonanzen der Vokale. Mal sehen, ob du das hören kannst.

So, das war eine sehr bekannte Melodie aus der Klassik. Als kleiner Tipp: Sie wurde in Bonn komponiert und ich will sie gar nicht verschweigen. Es geht ja darum, dass zu lernen zu hören, es geht nicht darum, jetzt zu zeigen, was man alles nicht kann, sondern genau das Gegenteil. Es war „Freude schöner Götterfunken“ in dieser Lage.

Normalerweise hören nur 5 % der Menschen diese Melodie spontan. Wenn man jetzt weiß, worauf man hören soll, dann kann es sein, dass du jetzt schon ein bisschen die Melodie ahnst oder sie auch schon klar hörst. Für die, die jetzt noch nicht die Melodie hören, das hat nichts mit Musikalität zu tun, sondern nur mit der Präferenz, auf welcher Seite euer Gehirn diesen Klang verarbeitet. Es gibt normalerweise dann eine Sperre, wenn die linke Gehirnhälfte sagt, dass ist Sprache, aber ich versteh kein Wort. Dann sagt sie dem Resthirn: Klappe halten, ich brauch die gesamte Aufmerksamkeit. Und Sprache ist bei uns eben sehr dominant. Deshalb ist bei den meisten Menschen offenbar diese Seite dann, hier das Sprachzentrum, besonders aktiv. Jetzt möchte ich aber diesen Filter, der sagt, wichtig und unwichtig, Sprache wichtig, Klangfarbe und Obertöne unwichtig. Das möchte ich umdrehen. Und das mache ich, in dem ich jetzt systematisch in dem Klang Informationen für die Linke Seite, für das Sprachzentrum weglasse. Das mache ich schrittweise so, dass man erkennen kann, an welcher Stelle das umklappt. Am Ende wirst du auf jeden Fall die Melodie hören.

Jetzt habe ich nur so Ü-Laute verwendet, und das bedeutet, im phonetischen Vokal-Dreieck bin ich nur Vokale entlang gegangen, bei denen der zweite Formant, wie man das früher nannte, oder ich nenn das „zweite Resonanzfrequenz“, verändert und hab alle Frequenzen weggelassen, die Richtung A gehen, die also die erste Resonanz verändern. Jetzt sind normalerweise so etwa 20 % der Menschen dabei, die die Melodie jetzt wahrnehmen. Für den Rest gehe ich einen Schritt weiter und lasse die Konsonanten weg. Jetzt sind in der Regel so 40 bis 60 % der Menschen dabei und hören diese Melodie. Wenn du es noch nicht hörst, gehe ich noch einen Schritt weiter.

Jetzt sollten alle die Melodie gehört haben. Wer jetzt die Melodie nicht hört, als Pfeifmelodie, dann kann ich leider nicht helfen. Aber ich hab das noch nie erlebt, dass jemand die Melodie nicht gehört hat. Das kann nur sein, dass man so hört, dass es nicht zur Stimme gehört. Die meisten hören das als Pfeifmelodie. Und da wird es im Gehirn getrennt, man hört dann zwei getrennte Melodien, beziehungsweise man hört einen Brummton und dazu eine pfeifartige Melodie. Diese Pfeifmelodie ist bei manchen dann nicht mehr der Stimme zuzuordnen, andere können wieder diesen Pfeifton in die Stimme einsortieren, das ist unterschiedlich in der Wahrnehmung. Hauptsache ist, dass man diese Melodie jetzt hört.

Und wenn man sie hört, dann ist der nächste Schritt jetzt, das Ganze rückwärts zu verfolgen. Bleibt mit der Aufmerksamkeit bei dieser Melodie. Und notfalls bilde sie dir einfach ein. Ich nehme jetzt Schritt für Schritt in etwas kleineren Abstufungen die Informationen für das Broca Zentrum wieder dazu. Jetzt sollte die Melodie noch da sein. Immer die Aufmerksamkeit bei der Melodie lassen. An dieser Stelle verschwimmt die Melodie für die meisten. Also sie rückt jetzt in den Hintergrund, wird etwas nebulöser und wird nicht mehr so klar wahrgenommen, weil jetzt Zischlaute dazu kommen. Also dieses T, das hochfrequente Anteile enthält und das triggert sofort unser Sprachzentrum. Trotzdem bleibt dabei, versucht diese Melodie einfach weiter zu verfolgen.

Wenn sie jetzt verschwunden ist, dann geh noch mal zurück zu diesem Beispiel, wo die Konsonanten noch nicht dabei waren oder wo der Konsonant das N war. Man kann das noch mal feiner abstufen, indem ich den T-Laut durch einen D-Laut ersetze. Man merkt hier, je mehr Zischlaute da reinkommen, desto mehr rückt diese Melodie jetzt in der Wahrnehmung in den Hintergrund, und das Sprachzentrum drängt sich nach vorne. Aber die Melodie ist doch noch da. Besonders interessant ist der Übergang, wo man nicht mehr sicher ist, bilde ich mir das ein, weil ich weiß was ich hören soll, oder ist das tatsächlich gehört? Und das ist ein ganz interessanter Übergang, weil nämlich da das Bewußtsein entscheidet, ob es der rechten Gehirnhälfte vertraut. Das ist eine Vertrauenssache. Ihr wisst, dass ich die Melodie mache, also könnt ihr mir vertrauen. Wenn ihr mir dann nicht vertraut, dann vertraut eurer Wahrnehmung. Wnn ihr der misstraut, ja, dann wisst ihr es eben nicht. Aber trotzdem ist die Melodie da. Ich weiß ja, dass ich sie singe. Nächster Schritt.

Jetzt habe ich ein klein bisschen Bewegung in die erste Resonanz wieder dazu genommen. Und jetzt nehme ich etwas größere Bewegung rein, und dann bin ich wieder am Anfang, mit dem ich begonnen hatte.

Und ich hoffe, dass jetzt die meisten bis dahin mitgekommen sind. Wenn man aber zwei, drei Beispiele vorher das erst verloren hat, dann ist es trotzdem perfekt, dann ist die rechte Seite jetzt aktiviert. Und damit ist eine wesentliche Grundlage geschaffen, das Oberton singen zu lernen.

Domglocken zu Aachen, volles Geläut

Das volle Geläut des Aachener Doms, aufgenommen Heiligabend um Mitternacht.
Schön im Spektrogramm zu sehen, wie sich manche Töne erst nach dem Schlag entwickeln. Und nicht immer sind die lautesten auch die wahrgenommenen.

Marienglocke: Schlagton g+8, 2075 mm Durchmesser und 5.800 kg.
Karlsglocke: Schlagton h+7, 1628 mm Durchmesser und 2700 kg.
Joh. Evangelist: Schlagton d’+8, 1367 mm Durchmesser und 1650 kg.
Joh. Baptist: Schlagton e’+7, 1367 mm Durchmesser und 1150 kg.
Leopardusglocke: Schlagton fis’+3, 1078 mm Durchmesser und 800 kg.
Stephanusglocke: Schlagton g’+8, 1027 mm Durchmesser und 700 kg.
Petrusglocke: Schlagton a’+1, 894 mm Durchmesser und 450 kg.
Simeonsglocke: Schlagton h’+8, 793 mm Durchmesser und 300 kg.

Das Glockenmotiv bildet der lateinische Hymnus Veni creator spiritus. Die Marienglocke wurde übrigens von den Nazis eingeschmolzen und 1958 neu gegossen.

Nach vielen Jahren hatte es 2017 endlich geklappt, eine weitgehend störungsfreie Aufnahme zu machen. Ich habe sie vom Katschhof zwischen Dom und Rathaus aus aufgenommen und diesmal mit windgeschützten Hypernierenmikros auf einem hohen Ständer hinter zwei einsamen Weihnachtsmarkbuden aufgenommen und eine Stunde vorher alle Sicherheitsleute (die die leeren Weihnachtsmarktbuden bewachen) aufgesucht, die Aufnahme besprochen und – wichtig! – ihnen einen Platz gezeigt, von dem aus sie mich beobachten können, ohne die Aufnahme allzusehr zu stören.

Jahrelang hat es immer Störungen gegeben. Leider auch bei der akustisch schönsten 3D Aufnahmen mit OKM Originalkopfmikrofonen 2014. Mal hat’s gestürmt, mal geregnet, mal fuhr die Polizei über den Katschhof, mal pustete ein Gebläse in eine Plastikprinte, oder Sicherheitsleute stellten Fragen, oder jemand stakte lautstark mit Stöckelschuhen in die Dom-Mette. 2017 haben Hypernierenmikrofone mit Windschutz die Platzgeräusche und den Wind weitgehend ausgeblendet.

2018 bin ich aus Aachen weggezogen und bin froh, diese Aufnahme im Kasten zu haben. Sie gibt Heimatgefühle. Der Dom ist für mich das nachhaltig Beeindruckendste in Aachen.

Software: Overtone Analyzer/VoceVista Video

Lachende Frau hält die Ohren zu

Hörst du die Melodie? – Mach den Hörtest

Dieser Hörtest öffnet Deine Ohren in nur nur 3:20 Minuten für eine neue Hördimension, die nur ca. 5% der Musiker wahrnehmen: das Obertonhören. Diese Fähigkeit ist essentiell für das Erlernen von Obertongesang. Und es ist Voraussetzung für die praktische Umsetzung von Gesangs- und Chorphonetik.


Neue Videos


2004 fand eine Arbeitsgruppe um Dr. Peter Schneider an der Uniklinik Heidelberg, dass Menschen Klänge unterschiedlich wahrnehmen, je nachdem welche Gehirnhälfte die Verarbeitung des Klangs übernimmt. Sie entwickelten den Heidelberger Hörtest, um herauszufinden, ob jemand eher Grundtöne oder eher Obertöne in einem Klang wahrnimmt. →Hier kannst Du den Heidelberger Test machen 

Mein Hörtest ist anders. Er testet, ob jemand eher Vokale oder eher Obertöne in einem Klang erkennt. Im zweiten Teil schult er, die Schwelle zwischen Vokal- und Obertonwahrnehmung zugunsten der Obertöne zu verschieben.

→Video über die Hintergründe.

Saus’scher Hörtest

Höre Dir entspannt das erste Tonbeispiel an. Ich singe eine Folge sinnloser Silben auf einen einzigen Ton. Wenn Du darin eine bekannte Melodie aus der Klassik erkennst, dann herzlichen Glückwunsch, Du hast ein ausgeprägtes Obertongehör und gehörst zu den 5% Menschen, die diese Wahrnehmung spontan haben.

Tonbeispiel 1

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Falls Du die Melodie nicht hörst, keine Sorge. Am Ende des Hörtests wirst Du die Obertöne hören.

In den nächsten Tonbeispielen entziehe ich der Stimme mehr und mehr Klanginformationen, die vom Gehirn als Bestandteil von Sprache interpretiert werden. Als nächstes singe ich die Silben,  indem ich nur noch den 2. Vokalformanten verändere. Den ersten halte ich unbewegt in tiefer Lage. Die Silben enthalten dann nur noch Ü-Laute, die Melodie wird für einige jetzt deutlicher.

Tonbeispiel 2

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Wenn die Melodie jetzt klar wird, Glückwunsch. Hier hören 20-30% die Melodie. Vielleicht ahnst Du die Melodie aber nur und weißt nicht, ob Du sie Dir nur einbildest. Vertraue der Einbildung. Denn Dein Gehör nimmt die Melodie auf, nur ein Filter in Deinem Bewußtsein sagt, dass die Information nicht wichtig ist. Spracherkennung ist viel wichtiger.

Ich will an dieser Stelle die Melodie preisgeben: Es handelt sich um „Freude schöner Götterfunken“ aus der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven. Im Nächsten Tonbeispiel pfeife ich sie tonlos. Dann lernt Dein Gehirn besser, worauf es hören soll. Höre Dir danach nochmal Tonbeispiel 2 an.

Tonbeispiel 3

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Geht es besser? Falls nicht, höre Dir das nächste Beispiel an.

Im Tonbeispiel 4 lasse ich die Konsonanten weg. Jetzt hat das Broca-Zentrum, die Gehirnregion für Spracheerkennung, nichts mehr zu tun und gibt die Höraufmerksamkeit an andere Regionen ab.

Tonbeispiel 4

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Jetzt sind etwa 60-80% dabei. Wenn Du die Melodie hier nicht hörst, bist Du wahrscheinlich auch im Heidelberger Hörtest als Grundtonhörer eingestuft. Das hat nichts mit Musikalität zu tun. Du bist in Gesellschaft einiger der besten Flötisten, Schagzeuger und Pianisten.

Im nächsten Beispiel verfremde ich den Klang vollständig. Ich senke mit spezieller Zungenstellung den dritten Formanten um 2 Oktaven ab, bis er dieselbe Frequenz hat, wie der zweite. Dadurch bildet sich eine Doppelresonanz, die in der deutschen Sprache nicht vorkommt.

Tonbeispiel 5

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Die Technik nennt man Obertongesang. Dem Gehör fehlen jetzt Informationen aus dem gewohnten Stimmklang, und einzelne Teiltöne werden durch die Doppelresonanz so laut, dass das Gehirn die Klänge trennt und dem Bewußtsein mitteilt, es handle sich um zwei Töne.

Wahrscheinlich hörst Du jetzt eine flötenartige Melodie und die Stimme. Obertongesang ist eine akustische Täuschung. Denn in Wahrheit hörst Du mehr als 70 Teiltöne. Die physikalische Realität und die Wahrnehmung stimmen selten überein.

Im letzten Tonbeispiel gehe ich den gesamten Weg rückwärts bis zum Anfang. Versuche, den Fokus die gesamte Zeit auf der Melodie zu lassen. Höre Dir das Tonbeispiel 6 ruhig öfter an, es trainiert das Obertonhören und macht Dich in der Wahrnehmung der Klangdetails sicherer.

Tonbeispiel 6

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Unsere Realität entsteht in uns selber. Und sie ist veränderbar.

 

Deine Ohren haben Superkräfte – überzeuge Dich selbst

Du besitzt bereits Superkräft in Deinem Ohr, von denen Du nichts weisst. Steve Mould zeigt Dir in diesem Video, dass Du ohne zu üben hören kannst, ob Wasser kalt oder warm ist. Teste selbst.

Der Grund ist, dass Du bereits unterbewußt mit dem Geräusch einfließenden Wassers vertraut bist und die Information abgespeichert hast. Sie wird automatisch abgerufen, wenn Du den Vorgang nur hörst aber nicht siehst.

Heisses Wasser hat eine geringere Viskosität als kaltes. Das Blubbergeräusch in warmem Wasser ist aufgrund der geringeren Viskosität im Durchschnitt etwas höher. Unsere feinen Hörsensoren bekommen diesen Unterschied deutlich mit.

Mehr dazu findest Du hier:

http://www.sciencealert.com/your-ears-can-actually-tell-the-difference-between-hot-and-cold-running-water

https://www.thenakedscientists.com/articles/questions/why-does-hot-water-sound-different-cold-water-when-poured

Teste Dein Rhythmusgefühl

Auf ConcertHotels findest du einen interaktiven Test, der die Präzision deines Rhythmusgefühls misst. Mach zuerst den Test. Versuche dann Obertöne zu singen, während du den Test machst, und schreib deine Ergebnisse in den Kommentar unten, wenn du magst. Ich freue mich darauf.

Vergrößerter rechter auditorischer Kortex von Wolfgang Saus.

Vergrößerter rechter auditorischer Kortex bei Wolfgang Saus.

Obertöne werden meist langsam und meditativ, selten schnell und rhytmisch gesungen (es gibt Ausnahmen, z. B. Miroslav Grosser). Obertonsänger verarbeiten Klang mehr im rechten Hirnareal, Schlagzeuger mehr im linken, sagt Dr. Schneider von der Uniklinik Heidelberg.

Teste hier, wie Dein Gehirn Klang verarbeitet.

Ist das einer der Gründe? Eine bisher nicht untersuchte, aber interessante Frage. Ich vermute, dass das Fokussieren auf die Obertöne zumindest bei Ungeübten Aufmerksamkeit vom Rhythmus abzieht.

In meinen Kursen für Fortgeschrittene mache ich die Erfahrung, dass anfangs die Intonation und die Klangqualität des Grundtons leidet, wenn der Fokus ganz auf die Obertöne gerichtet wird. Umgekehrt bewirkt die Konzentration auf den Grundton eine Verschlechterung der Qualität des Obertons oder sogar völligen Kontrollverlust des Obertongesangs. Ich kann am Klang sofort erkennen, worauf sich ein Schüler gerade konzentriert.

Will man polyphon Oberton singen, also gleichzeitig eine Grundtonmelodie und einen unabhängige Obertonmelodie, dann müssen beide Töne gleichen Anteil an Aufmerksamkeit erhalten. Ich habe dazu spezielle Übungen entwickelt, die schon nach wenigen Stunden die saubere Kontrolle beider Töne deutlich verbessern. Es wäre interessant zu untersuchen, ob sich diese Übungen auch auf das Rhythmusgefühl auswirken. Ich werde den Rhythmus-Test in meinen Kursen mal als Vorher-Nachher-Vergleich durchführen. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.

Wie sind Deine Erfahrungen mit Rhythmus und Obertönen?

Kind am Ohr drehen

Test: Bist Du Oberton- oder Grundtonhörer?

Mach jetzt auch den neuen Hörtest von Wolfgang Saus!


Die  Wirkung der Obertöne im Gehirn stößt offenbar auf großes Interesse. Deshalb möchte ich hier den zugehörigen Hörtest vorstellen. Dr. Schneider, der Leiter der Studie, stellt auf seiner Website einen von ihm entwickelten Hörtest zur Verfügung, mit dem ich seit Jahren meine Masterclass-Schüler teste, um für jeden eine individuelle und optimale Lernstrategie zu entwickeln.

Dieser Kurztest spielt eine Reihe von Tonpaaren ab, bei denen Du spontan entscheiden sollst, ob Dir der zweite Klang eher höher oder eher tiefer vorkommt als der erste. Am Schluß bekommst Du eine Auswertung, zu welchem Grad Du Grundtonhörer oder Obertonhörer bist, das heißt, ob Dein Gehör den Klang mehr in der linken Gehirnhälfte (Grundtonhörer) oder mehr in der rechten Gehirnhälfte (Obertonhörer) verarbeitet. Wer sich für die Hintergründe der Arbeit der Heidelberger Forscher interessiert, kann sich den Fachartikel hier downloaden.




Auf manchen Computern scheint dieser alternative Link besser zu funktionieren:



Hinterlasse gerne Dein Ergebnis unten in den Kommentar. Ich bin gespannt, wie Obertonsänger abschneiden. Mein Ergebnis sage ich Euch, sobald die ersten Kommentare eingegangen sind. In einem weiteren Post zeige ich Euch dann, was hinter den Klängen des Tests steckt.



Quellen & Links


Schneider, P, M Andermann, D Engelmann, R Schneider, and A Rupp. “Musik Im Kopf.” DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift 131, no. 51/52 (2006): 2895–97. https://doi.org/10.1055/s-2006-957218.

Schneider, Peter, Vanessa Sluming, Neil Roberts, Michael Scherg, Rainer Goebel, Hans J Specht, H Günter Dosch, Stefan Bleeck, Christoph Stippich, and André Rupp. “Structural and Functional Asymmetry of Lateral Heschl’s Gyrus Reflects Pitch Perception Preference.” Nat Neurosci 8, no. 9 (2005): 1241–47. https://doi.org/10.1038/nn1530.
Schneider, Peter. “Neurologische Klinik: Musikalische Verarbeitung Und Der Auditorische Kortex - Universitätsklinikum Heidelberg.” Accessed February 26, 2009. http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ShowSingleNews.176.0.html?&no_cache=1&tx_ttnews[arc]=1&tx_ttnews[pL]=2678399&tx_ttnews[pS]=1122847200&tx_ttnews[tt_news]=710&tx_ttnews[backPid]=24&cHash=ad6e6b634155a324bbc03302f5c13a36.
Schneider, Peter. “Universität Heidelberg – Pressemitteilungen: Warum Der Eine Geige Und Der Andere Cello Spielt.” Accessed February 26, 2009. http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ShowSingleNews.176.0.html?&no_cache=1&tx_ttnews[arc]=1&tx_ttnews[pL]=2678399&tx_ttnews[pS]=1122847200&tx_ttnews[tt_news]=710&tx_ttnews[backPid]=24&cHash=ad6e6b634155a324bbc03302f5c13a36.

Grundton- und Obertonhörer im Orchester (c) Neurologische Universitätsklinik Heidelberg

Wie Obertöne im Gehirn wirken

Warum der eine Geige und der andere Cello spielt

Zuerst erschienen auf Universitätsklinikum Heidelberg am 21.08.2005 (Repost mit freundlicher Genehmigung)

Die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Grundton und Obertönen ist im Gehirn verankert / Heidelberger Wissenschaftler veröffentlichen Studie bei Orchestermusikern in „Nature Neuroscience“

→Hier kannst Du den Hörtest selber machen

Gleiche Töne können von verschiedenen Personen sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Die Ursache dafür liegt im Gehirn. Denn wie ein Ton klingt, hängt von Strukturen im Großhirn ab: Wer mehr Obertöne und damit eher lang ausgehaltene, tiefe Klänge hört, hat mehr graue Nervenzellsubstanz im „Hörzentrum“ der rechten Großhirnrinde, der so genannten Heschlschen Querwindung. Wer stärker den Grundton hört oder kurze, scharfe Töne bevorzugt, weist diese Besonderheit in der linken Hirnhälfte auf.

Dies sind Ergebnisse einer Studie, die am 21. August 2005 als online-Publikation von „Nature Neurosciences“ und in der September-Druckausgabe veröffentlicht wird. Wissenschaftler der Sektion Biomagnetismus der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg haben gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Liverpool, Southampton und Maastricht insgesamt 420 Personen untersucht, die Mehrzahl davon Musikstudenten und Orchestermusiker.

Musikalität unabhängig von Hörtyp / Zusammenhang mit Rhythmuserkennung

Mit umfangreichen Hörtests wurde ermittelt, ob die Testpersonen zu der Gruppe der „Grundtonhörer“ oder der „Obertonhörer“ gehörte. (Bei jedem natürlichen Ton wird neben dem Grundton, der die Tonhöhe bestimmt, eine Vielzahl höherer Töne erzeugt. Diese Obertöne ergänzen das Frequenzspektrum eines Tons und geben ihm seine individuelle Klangfarbe.) Bei 87 Testpersonen aus beiden Gruppen wurden zusätzlich im Kernspintomogramm Hirnstrukturen sichtbar gemacht und mit der Magnetenzephalographie (MEG) ihre Funktionen gemessen. Die MEG ist eine sehr empfindliche Methode für die Messung von Gehirnaktivitäten. Sie misst geringe Magnetfelder, die durch aktive Nervenzellen in der Großhirnrinde erzeugt werden.

Grundton- und Obertonhörer im Orchester (c) Neurologische Universitätsklinik Heidelberg

Die Heidelberger Studie hat gezeigt: Die Sitzordnung in einem modernen Symphonieorchester folgt der Fähigkeit zur individuellen Tonwahrnehmung, die in der linken oder rechten Gehirnhälfte verankert ist. Grundtonhörer mit den hohen Instrumenten (z.B. Geige, Querflöte, Trompete) sitzen links vom Dirigenten und die Obertonhörer (z.B. Bratsche, Cello, Kontrabass, Fagott, Tuba) rechts. Bild-Quelle: Neurologische Universitätsklinik Heidelberg

„Die beiden Hörtypen gibt es auch bei unmusikalischen Menschen“, erklärt Dr. Peter Schneider, Physiker, Kirchenmusiker und MEG-Spezialist in der Heidelberger Arbeitsgruppe. Mit der Fähigkeit zum Grundton- oder Obertonhören ist allerdings auch die Verarbeitung von Musik verknüpft.

„Obertonhörer können lang ausgehaltene Klänge und Klangfarben besser wahrnehmen“, sagt Schneider. Diese Fähigkeit ist im rechten Hörzentrum angesiedelt. Die Grundtonhörer fielen dagegen durch eine virtuosere Spieltechnik und bessere Verarbeitung von komplexen Rhythmen auf, die mit der schnelleren Verarbeitung im linken Hörzentrum verknüpft ist.

Sänger und Cellisten sind „Obertonhörer“

Orchestermusiker haben ihr Musikinstrument auch nach ihrem Hörtyp ausgewählt, so das Ergebnis einer weiteren Studie, die Dr. Schneider unlängst auf einem Fachkongress vorgestellt hat. So spielen Grundtonhörer bevorzugt Schlagzeug, Gitarre, Klavier oder hohe Melodieinstrumente, Obertonhörer eher tiefe Melodieinstrumente wie Cello, Fagott oder Tuba. Auch Sänger fallen in diese Gruppe.

Die Musikalität hat zwar nichts mit den Hörtypen zu tun, doch lässt sie sich ebenfalls in den Gehirnstrukturen festmachen. In einer Veröffentlichung im August 2002, ebenfalls in „Nature Neuroscience“, haben Dr. Schneider und seine Heidelberger Kollegen bereits festgestellt, dass professionelle Musiker mehr als doppelt so viele graue Hirnmasse im primären Hörzentrum haben wie unmusikalische Menschen. Außerdem reagiert ihr Gehirn, wie MEG-Messungen zeigten, stärker auf Töne.

Rückfragen an:

Dr. Peter Schneider

E-Mail: [email protected]

Weitere Information im Internet:

www.idw-online.de/pages/de/news51506

www.klinikum.uni-heidelberg.de/index.php?id=5503

Bild-Quelle: Neurologische Universitätsklinik Heidelberg

Quellen

Schneider, Peter, Vanessa Sluming, Neil Roberts, Michael Scherg, Rainer Goebel, Hans J Specht, H Günter Dosch, Stefan Bleeck, Christoph Stippich, and André Rupp. “Structural and Functional Asymmetry of Lateral Heschl’s Gyrus Reflects Pitch Perception Preference.” Nat Neurosci 8, no. 9 (2005): 1241–47. https://doi.org/10.1038/nn1530.

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