BBC Dokumentation über Wolfgang Saus‘ Obertöne in der MRT Röhre
/4 Kommentare/in Musik-Medizin, Obertongesang/von Wolfgang SausZurzeit könnt Ihr in der ZDF-Mediathek die BBC-Dokumentation in deutscher Fassung z. B. mit Mediathekview herunterladen: 4. Episode, Wunder der Anatomie – Krankenakte X – Grenzfälle der Wissenschaft.
Hinweis: Video und Link funktionieren nur in Deutschland.
Die Chirurgin Gabriel Weston hat viele Jahre damit verbracht, die Funktionsweise des menschlichen Körpers zu studieren. In der Reihe «Incredible Medicine: Dr Weston’s Casebook» (trailer video) stellt sie Menschen aus der ganzen Welt mit den ungewöhnlichsten Körpern und Fähigkeiten vor.
Auch die einzigartige Körperkontrolle, die das Obertonsingen erfordert, wird beleuchtet (ab 10:40 Min.). Im November 2016 drehte ein Filmteam der BBC Science Production, Emma Hatherley (Produktion, Regie) und Alexis Smith (Kamera), im Institut für Musikermedizin der Uniklinik Freiburg mit Prof. Bernhard Richter und Wolfgang Saus.
Live-Bilder aus dem Kernspintomografen zeigen die komplexen Bewegungsabläufe im Mund- und Rachenraum, die beim Obertongesang stattfinden. In Interviews wird der wissenschaftliche Hintergrund des Phänomens erklärt.
Bilder vom Making-of
Links
Hörst du die Melodie? – Mach den Hörtest
/101 Kommentare/in Musik-Medizin/von Wolfgang SausDieser Hörtest öffnet Deine Ohren in nur nur 3:20 Minuten für eine neue Hördimension, die nur ca. 5% der Musiker wahrnehmen: das Obertonhören. Diese Fähigkeit ist essentiell für das Erlernen von Obertongesang. Und es ist Voraussetzung für die praktische Umsetzung von Gesangs- und Chorphonetik.
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2004 fand eine Arbeitsgruppe um Dr. Peter Schneider an der Uniklinik Heidelberg, dass Menschen Klänge unterschiedlich wahrnehmen, je nachdem welche Gehirnhälfte die Verarbeitung des Klangs übernimmt. Sie entwickelten den Heidelberger Hörtest, um herauszufinden, ob jemand eher Grundtöne oder eher Obertöne in einem Klang wahrnimmt. →Hier kannst Du den Heidelberger Test machen
Mein Hörtest ist anders. Er testet, ob jemand eher Vokale oder eher Obertöne in einem Klang erkennt. Im zweiten Teil schult er, die Schwelle zwischen Vokal- und Obertonwahrnehmung zugunsten der Obertöne zu verschieben.
Saus’scher Hörtest
Höre Dir entspannt das erste Tonbeispiel an. Ich singe eine Folge sinnloser Silben auf einen einzigen Ton. Wenn Du darin eine bekannte Melodie aus der Klassik erkennst, dann herzlichen Glückwunsch, Du hast ein ausgeprägtes Obertongehör und gehörst zu den 5% Menschen, die diese Wahrnehmung spontan haben.
Tonbeispiel 1
Falls Du die Melodie nicht hörst, keine Sorge. Am Ende des Hörtests wirst Du die Obertöne hören.
In den nächsten Tonbeispielen entziehe ich der Stimme mehr und mehr Klanginformationen, die vom Gehirn als Bestandteil von Sprache interpretiert werden. Als nächstes singe ich die Silben, indem ich nur noch den 2. Vokalformanten verändere. Den ersten halte ich unbewegt in tiefer Lage. Die Silben enthalten dann nur noch Ü-Laute, die Melodie wird für einige jetzt deutlicher.
Tonbeispiel 2
Wenn die Melodie jetzt klar wird, Glückwunsch. Hier hören 20-30% die Melodie. Vielleicht ahnst Du die Melodie aber nur und weißt nicht, ob Du sie Dir nur einbildest. Vertraue der Einbildung. Denn Dein Gehör nimmt die Melodie auf, nur ein Filter in Deinem Bewußtsein sagt, dass die Information nicht wichtig ist. Spracherkennung ist viel wichtiger.
Ich will an dieser Stelle die Melodie preisgeben: Es handelt sich um „Freude schöner Götterfunken“ aus der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven. Im Nächsten Tonbeispiel pfeife ich sie tonlos. Dann lernt Dein Gehirn besser, worauf es hören soll. Höre Dir danach nochmal Tonbeispiel 2 an.
Tonbeispiel 3
Geht es besser? Falls nicht, höre Dir das nächste Beispiel an.
Im Tonbeispiel 4 lasse ich die Konsonanten weg. Jetzt hat das Broca-Zentrum, die Gehirnregion für Spracheerkennung, nichts mehr zu tun und gibt die Höraufmerksamkeit an andere Regionen ab.
Tonbeispiel 4
Jetzt sind etwa 60-80% dabei. Wenn Du die Melodie hier nicht hörst, bist Du wahrscheinlich auch im Heidelberger Hörtest als Grundtonhörer eingestuft. Das hat nichts mit Musikalität zu tun. Du bist in Gesellschaft einiger der besten Flötisten, Schagzeuger und Pianisten.
Im nächsten Beispiel verfremde ich den Klang vollständig. Ich senke mit spezieller Zungenstellung den dritten Formanten um 2 Oktaven ab, bis er dieselbe Frequenz hat, wie der zweite. Dadurch bildet sich eine Doppelresonanz, die in der deutschen Sprache nicht vorkommt.
Tonbeispiel 5
Die Technik nennt man Obertongesang. Dem Gehör fehlen jetzt Informationen aus dem gewohnten Stimmklang, und einzelne Teiltöne werden durch die Doppelresonanz so laut, dass das Gehirn die Klänge trennt und dem Bewußtsein mitteilt, es handle sich um zwei Töne.
Wahrscheinlich hörst Du jetzt eine flötenartige Melodie und die Stimme. Obertongesang ist eine akustische Täuschung. Denn in Wahrheit hörst Du mehr als 70 Teiltöne. Die physikalische Realität und die Wahrnehmung stimmen selten überein.
Im letzten Tonbeispiel gehe ich den gesamten Weg rückwärts bis zum Anfang. Versuche, den Fokus die gesamte Zeit auf der Melodie zu lassen. Höre Dir das Tonbeispiel 6 ruhig öfter an, es trainiert das Obertonhören und macht Dich in der Wahrnehmung der Klangdetails sicherer.
Tonbeispiel 6
Unsere Realität entsteht in uns selber. Und sie ist veränderbar.
Teste Dein Rhythmusgefühl
/6 Kommentare/in Musik-Medizin/von Wolfgang SausAuf ConcertHotels findest du einen interaktiven Test, der die Präzision deines Rhythmusgefühls misst. Mach zuerst den Test. Versuche dann Obertöne zu singen, während du den Test machst, und schreib deine Ergebnisse in den Kommentar unten, wenn du magst. Ich freue mich darauf.
Obertöne werden meist langsam und meditativ, selten schnell und rhytmisch gesungen (es gibt Ausnahmen, z. B. Miroslav Grosser). Obertonsänger verarbeiten Klang mehr im rechten Hirnareal, Schlagzeuger mehr im linken, sagt Dr. Schneider von der Uniklinik Heidelberg.
Teste hier, wie Dein Gehirn Klang verarbeitet.
Ist das einer der Gründe? Eine bisher nicht untersuchte, aber interessante Frage. Ich vermute, dass das Fokussieren auf die Obertöne zumindest bei Ungeübten Aufmerksamkeit vom Rhythmus abzieht.
In meinen Kursen für Fortgeschrittene mache ich die Erfahrung, dass anfangs die Intonation und die Klangqualität des Grundtons leidet, wenn der Fokus ganz auf die Obertöne gerichtet wird. Umgekehrt bewirkt die Konzentration auf den Grundton eine Verschlechterung der Qualität des Obertons oder sogar völligen Kontrollverlust des Obertongesangs. Ich kann am Klang sofort erkennen, worauf sich ein Schüler gerade konzentriert.
Will man polyphon Oberton singen, also gleichzeitig eine Grundtonmelodie und einen unabhängige Obertonmelodie, dann müssen beide Töne gleichen Anteil an Aufmerksamkeit erhalten. Ich habe dazu spezielle Übungen entwickelt, die schon nach wenigen Stunden die saubere Kontrolle beider Töne deutlich verbessern. Es wäre interessant zu untersuchen, ob sich diese Übungen auch auf das Rhythmusgefühl auswirken. Ich werde den Rhythmus-Test in meinen Kursen mal als Vorher-Nachher-Vergleich durchführen. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.
Wie sind Deine Erfahrungen mit Rhythmus und Obertönen?
Teste Dein Rhythmusgefühl
/4 Kommentare/in Musik-Medizin/von Wolfgang SausConcertHotels.com hat einen interaktiven Rhythmustest, mit dem Du Dein Rhythmusgefühl testen kannst. Probier’s mal. Sing danach mal Obertöne, während Du den Test machst, und schreib Deine Ergebnisse unten in den Kommentar, wenn Du magst. Ich bin gespannt.
Obertöne werden meist langsam und meditativ, selten schnell und rhytmisch gesungen (es gibt Ausnahmen, z. B. Miroslav Grosser). Obertonsänger verarbeiten Klang mehr im rechten Hirnareal, Schlagzeuger mehr im linken, sagt Dr. Schneider von der Uniklinik Heidelberg.
Teste hier, wie Dein Gehirn Klang verarbeitet.
Ist das einer der Gründe? Eine bisher nicht untersuchte, aber interessante Frage. Ich vermute, dass das Fokussieren auf die Obertöne zumindest bei Ungeübten Aufmerksamkeit vom Rhythmus abzieht.
In meinen Kursen für Fortgeschrittene mache ich die Erfahrung, dass anfangs die Intonation und die Klangqualität des Grundtons leidet, wenn der Fokus ganz auf die Obertöne gerichtet wird. Umgekehrt bewirkt die Konzentration auf den Grundton eine Verschlechterung der Qualität des Obertons oder sogar völligen Kontrollverlust des Obertongesangs. Ich kann am Klang sofort erkennen, worauf sich ein Schüler gerade konzentriert.
Will man polyphon Oberton singen, also gleichzeitig eine Grundtonmelodie und einen unabhängige Obertonmelodie, dann müssen beide Töne gleichen Anteil an Aufmerksamkeit erhalten. Ich habe dazu spezielle Übungen entwickelt, die schon nach wenigen Stunden die saubere Kontrolle beider Töne deutlich verbessern. Es wäre interessant zu untersuchen, ob sich diese Übungen auch auf das Rhythmusgefühl auswirken. Ich werde den Rhythmus-Test in meinen Kursen mal als Vorher-Nachher-Vergleich durchführen. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.
Wie sind Deine Erfahrungen mit Rhythmus und Obertönen?
Test: Bist Du Oberton- oder Grundtonhörer?
/221 Kommentare/in Musik-Medizin/von Wolfgang SausMach jetzt auch den neuen Hörtest von Wolfgang Saus!
Die Wirkung der Obertöne im Gehirn stößt offenbar auf großes Interesse. Deshalb möchte ich hier den zugehörigen Hörtest vorstellen. Dr. Schneider, der Leiter der Studie, stellt auf seiner Website einen von ihm entwickelten Hörtest zur Verfügung, mit dem ich seit Jahren meine Masterclass-Schüler teste, um für jeden eine individuelle und optimale Lernstrategie zu entwickeln.
Dieser Kurztest spielt eine Reihe von Tonpaaren ab, bei denen Du spontan entscheiden sollst, ob Dir der zweite Klang eher höher oder eher tiefer vorkommt als der erste. Am Schluß bekommst Du eine Auswertung, zu welchem Grad Du Grundtonhörer oder Obertonhörer bist, das heißt, ob Dein Gehör den Klang mehr in der linken Gehirnhälfte (Grundtonhörer) oder mehr in der rechten Gehirnhälfte (Obertonhörer) verarbeitet. Wer sich für die Hintergründe der Arbeit der Heidelberger Forscher interessiert, kann sich den Fachartikel hier downloaden.
Auf manchen Computern scheint dieser alternative Link besser zu funktionieren:
Hinterlasse gerne Dein Ergebnis unten in den Kommentar. Ich bin gespannt, wie Obertonsänger abschneiden. Mein Ergebnis sage ich Euch, sobald die ersten Kommentare eingegangen sind. In einem weiteren Post zeige ich Euch dann, was hinter den Klängen des Tests steckt.
Quellen & Links
Wie Obertöne im Gehirn wirken
/4 Kommentare/in Musik-Medizin/von Wolfgang SausWarum der eine Geige und der andere Cello spielt
Zuerst erschienen auf Universitätsklinikum Heidelberg am 21.08.2005 (Repost mit freundlicher Genehmigung)
Die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Grundton und Obertönen ist im Gehirn verankert / Heidelberger Wissenschaftler veröffentlichen Studie bei Orchestermusikern in „Nature Neuroscience“
→Hier kannst Du den Hörtest selber machen
Gleiche Töne können von verschiedenen Personen sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Die Ursache dafür liegt im Gehirn. Denn wie ein Ton klingt, hängt von Strukturen im Großhirn ab: Wer mehr Obertöne und damit eher lang ausgehaltene, tiefe Klänge hört, hat mehr graue Nervenzellsubstanz im „Hörzentrum“ der rechten Großhirnrinde, der so genannten Heschlschen Querwindung. Wer stärker den Grundton hört oder kurze, scharfe Töne bevorzugt, weist diese Besonderheit in der linken Hirnhälfte auf.
Dies sind Ergebnisse einer Studie, die am 21. August 2005 als online-Publikation von „Nature Neurosciences“ und in der September-Druckausgabe veröffentlicht wird. Wissenschaftler der Sektion Biomagnetismus der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg haben gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Liverpool, Southampton und Maastricht insgesamt 420 Personen untersucht, die Mehrzahl davon Musikstudenten und Orchestermusiker.
Musikalität unabhängig von Hörtyp / Zusammenhang mit Rhythmuserkennung
Mit umfangreichen Hörtests wurde ermittelt, ob die Testpersonen zu der Gruppe der „Grundtonhörer“ oder der „Obertonhörer“ gehörte. (Bei jedem natürlichen Ton wird neben dem Grundton, der die Tonhöhe bestimmt, eine Vielzahl höherer Töne erzeugt. Diese Obertöne ergänzen das Frequenzspektrum eines Tons und geben ihm seine individuelle Klangfarbe.) Bei 87 Testpersonen aus beiden Gruppen wurden zusätzlich im Kernspintomogramm Hirnstrukturen sichtbar gemacht und mit der Magnetenzephalographie (MEG) ihre Funktionen gemessen. Die MEG ist eine sehr empfindliche Methode für die Messung von Gehirnaktivitäten. Sie misst geringe Magnetfelder, die durch aktive Nervenzellen in der Großhirnrinde erzeugt werden.
„Die beiden Hörtypen gibt es auch bei unmusikalischen Menschen“, erklärt Dr. Peter Schneider, Physiker, Kirchenmusiker und MEG-Spezialist in der Heidelberger Arbeitsgruppe. Mit der Fähigkeit zum Grundton- oder Obertonhören ist allerdings auch die Verarbeitung von Musik verknüpft.
„Obertonhörer können lang ausgehaltene Klänge und Klangfarben besser wahrnehmen“, sagt Schneider. Diese Fähigkeit ist im rechten Hörzentrum angesiedelt. Die Grundtonhörer fielen dagegen durch eine virtuosere Spieltechnik und bessere Verarbeitung von komplexen Rhythmen auf, die mit der schnelleren Verarbeitung im linken Hörzentrum verknüpft ist.
Sänger und Cellisten sind „Obertonhörer“
Orchestermusiker haben ihr Musikinstrument auch nach ihrem Hörtyp ausgewählt, so das Ergebnis einer weiteren Studie, die Dr. Schneider unlängst auf einem Fachkongress vorgestellt hat. So spielen Grundtonhörer bevorzugt Schlagzeug, Gitarre, Klavier oder hohe Melodieinstrumente, Obertonhörer eher tiefe Melodieinstrumente wie Cello, Fagott oder Tuba. Auch Sänger fallen in diese Gruppe.
Die Musikalität hat zwar nichts mit den Hörtypen zu tun, doch lässt sie sich ebenfalls in den Gehirnstrukturen festmachen. In einer Veröffentlichung im August 2002, ebenfalls in „Nature Neuroscience“, haben Dr. Schneider und seine Heidelberger Kollegen bereits festgestellt, dass professionelle Musiker mehr als doppelt so viele graue Hirnmasse im primären Hörzentrum haben wie unmusikalische Menschen. Außerdem reagiert ihr Gehirn, wie MEG-Messungen zeigten, stärker auf Töne.
Rückfragen an:
Dr. Peter Schneider
E-Mail: [email protected]
Weitere Information im Internet:
www.idw-online.de/pages/de/news51506
www.klinikum.uni-heidelberg.de/index.php?id=5503
Bild-Quelle: Neurologische Universitätsklinik Heidelberg
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