Hörst du eine Melodie oder Silben? Saus Hörtest.

In diesem Video erfährst Du, wie Du Obertöne in Vokalen hören kannst. Das eröffnet Dir eine neue Dimension der Klangwahrnehmung. Diese Art des Hörens ist spontan selten, aber lernbar und eine Grundvoraussetzung für das Verstehen und Erlernen von Chorphonetik. Und es macht Lernen von Obertongesang einfachen und schneller.

Hörst Du Silben oder eine Melodie?

Nach diesem Video ist Dein Gehör sofort verändert, und zwar irreversibel. Es ist wie bei einem Vexierbild: Sobald Du beide Seiten gesehen hast, siehst Du sie immer. Nach dem Video bist Du immer in der Lage, Obertöne auch in Klängen zu hören. Sobald Du Silben und Obertöne wahrgenommen hast, kannst Du entscheiden, was Du hören willst. Und wenn Du von heute an 3 Wochen lang Deinen Fokus auf Obertöne richtest, wird Dein Obertonhören fester Bestandteil Deiner Klangwahrnehmung. Dein Gehirn bildet neue Synapsen aus.

Nebenwirkungen

Du wirst Dich wundern, was sich danach noch zusätzlich ändert:

  • Du wirst empathischer hören, besser verstehen, wie andere Menschen sich fühlen, allein weil Du ihre Stimme hörst.
  • Wenn Du im Chor singst, wirst Du die Intonation ganz anders wahrnehmen und unbewußt die Resonanz mit anderen Stimmen finden.
  • Viele berichten auch, dass sie danach intensiver Farben und Düfte wahrnehmen.
  • Du wirst einen bewußteren Zugang zur Resonanz in Deiner Stimme bemerken.

Falls Du die Melodie gleich im ersten Beispiel gehört hast, dann warst Du bereits Obertonhörer. Dann hilft Dir das Video zu verstehen und Dir bewußt zu machen, dass Du anders hörst als 95% der Menschen um Dich herum.

Doch ich habe nie eine Melodie gesungen

Mit das Spannendste an dem Obertonhören ist für mich: Am Ende hat jeder einmal die Melodie gehört – aber ich habe nie eine Melodie gesungen. In allen Gesangsbeispielen sind alle Tonfrequenzen unverändert. Ich habe keine einzige Tonhöhe verändert. Im klassischen Sinne habe ich also keine Melodie gesungen. Ich hab nur Resonanzen und somit Lautstärkeverhältnisse verändert, also im klassischen Sinne habe ich Silben auf einen Ton gesungen, das, was die meisten am Anfang gehört haben.

Trotz Widerspruch haben alle Recht

Wenn jemand also zu Beginn meinte, da sei keine Melodie, hat er Recht, auch noch, als die Melodie für alle offenbar wurde. Und jeder, der eine Melodie hört, hat ebenfalls Recht. Man müsste Melodie unabhängig von der Tonfrequenz definieren.

Ich hatte vor vielen Jahren eine Klangdatei des ersten Beispiels an verschiedene Fachleute geschickt, nachdem ich herausfand, dass andere nicht dasselbe hören wie ich. Und niemand fand ein Melodie, auch nicht mit den modernsten Analysemethoden. Warum nicht? Weil offenbar niemand auf die Idee kam, dass man nach einer Melodie suchen könnte. Wenn man die Melodie dann gehört hat, findet man sie auch im Klangspektrum. Allerdings nur als Lautstärkemuster, nicht als Tonhöhenänderung. Ist doch spannend, oder?

Ich persönlich habe daraus gelernt, Wahrnehmungen anderer, vor allem von Menschen aus dem spirituellen Bereich, die ich möglicherweise früher als unwissenschaftlich abgetan hätte, mit weniger Vorurteilen zu begegnen. Paradigmen zu verlassen gehört wohl in vielerlei Hinsicht zum kommenden Zeitgeist.

Mehr Informationen zum Test und eine Audio-Version zum Download in meinem Blogpost „Nur wenige können diese Melodie hören – Mach den Hörtest“.

Inhaltsübersicht des Videos

00:00 Die Magie des Zuhörens
00:21 Gehirn und Klangverarbeitung
01:31 Melodie in Silben versteckt
01:50 Hörtest Teil 1 – 5% hören die Melodie
02:05 Die Melodie enthüllt
02:58 Warum manche Klänge verborgen bleiben
04:02 Hörtest Teil 2 – 20% hören die Melodie
04:52 Hörtest Teil 3 – 40-60% hören die Melodie
05:20 Hörtest Teil 4 – 100% hören die Melodie
06:27 Schritte, um die Melodie zu entdecken
06:54 Schritt 1 – Obertongesangstechnik
07:03 Schritt 2 – Vokale zwischen u und i
07:16 Schritt 3 – Konsonant n
07:24 Schritt 4 – Konsonanten n und t
07:56 Schritt 5 – weitere Konsonanten
08:32 Schritt 6 – Zwischenschritt Konsonantenübergänge
09:20 Vertraue der Wahrnehmung
09:56 Schritt 7 – zurück zu Silben
10:18 Schritt 8 – das Gehör ist jetzt verändert

Transkription des Videos

Das Wichtigste beim Oberton singen ist das Hören. Es hat sich rausgestellt, dass nicht jeder Mensch die Obertöne spontan hört. Das sind Arbeiten aus den Anfang 2000er in Heidelberg an der Uni Klinik, die gezeigt haben, dass es darauf ankommt, welcher Gehirnteil den Klang verarbeitet. Es gibt ein Hörzentrum auf der rechten Seite, das hört Obertöne, und es gibt auf der linken Seite ein Hörzentrum, das für den mathematischen Anteil der Musik zuständig ist, das heißt, Intervalle und Melodien und Rhythmus und solche Dinge, und rechts wird die Klangfarbe analysiert, das enthält aber auch die Information der Obertöne, die ja normalerweise nicht getrennt gehört werden. Und dann gibt es noch eine Interpretation des Klangs als Sprache. Das findet auf der linken Seite statt im Broca Zentrum und Wernicke Zentrum. Die sind beide auf der linken Seite. Und jetzt ist wichtig, dass man beim Obertonsingen die Obertöne wahrnimmt. Das heißt, dass man die rechte Seite, den rechten Hör-Cortex aktiviert. Dafür habe ich einen Test, mit dem man erst mal prüfen kann, wo man steht, und am Ende gibt es eine systematische Hinführung in die Wahrnehmung auf der rechten Seite. Das heißt, wenn dieses Video zuende ist, dann hörst du komplett anders, wenn du nicht gleich beim ersten Beispiel die Obertöne schon hörst. Ich singe jetzt eine sinnlose Silbenfolge und die singe ich auf einen einzigen Ton, das heißt ich ändere keine Tonhöhe, trotzdem ist eine Melodie in diesen Silben enthalten, und diese Melodie verstecke ich in den Resonanzen der Vokale. Mal sehen, ob du das hören kannst.

So, das war eine sehr bekannte Melodie aus der Klassik. Als kleiner Tipp: Sie wurde in Bonn komponiert und ich will sie gar nicht verschweigen. Es geht ja darum, dass zu lernen zu hören, es geht nicht darum, jetzt zu zeigen, was man alles nicht kann, sondern genau das Gegenteil. Es war „Freude schöner Götterfunken“ in dieser Lage.

Normalerweise hören nur 5 % der Menschen diese Melodie spontan. Wenn man jetzt weiß, worauf man hören soll, dann kann es sein, dass du jetzt schon ein bisschen die Melodie ahnst oder sie auch schon klar hörst. Für die, die jetzt noch nicht die Melodie hören, das hat nichts mit Musikalität zu tun, sondern nur mit der Präferenz, auf welcher Seite euer Gehirn diesen Klang verarbeitet. Es gibt normalerweise dann eine Sperre, wenn die linke Gehirnhälfte sagt, dass ist Sprache, aber ich versteh kein Wort. Dann sagt sie dem Resthirn: Klappe halten, ich brauch die gesamte Aufmerksamkeit. Und Sprache ist bei uns eben sehr dominant. Deshalb ist bei den meisten Menschen offenbar diese Seite dann, hier das Sprachzentrum, besonders aktiv. Jetzt möchte ich aber diesen Filter, der sagt, wichtig und unwichtig, Sprache wichtig, Klangfarbe und Obertöne unwichtig. Das möchte ich umdrehen. Und das mache ich, in dem ich jetzt systematisch in dem Klang Informationen für die Linke Seite, für das Sprachzentrum weglasse. Das mache ich schrittweise so, dass man erkennen kann, an welcher Stelle das umklappt. Am Ende wirst du auf jeden Fall die Melodie hören.

Jetzt habe ich nur so Ü-Laute verwendet, und das bedeutet, im phonetischen Vokal-Dreieck bin ich nur Vokale entlang gegangen, bei denen der zweite Formant, wie man das früher nannte, oder ich nenn das „zweite Resonanzfrequenz“, verändert und hab alle Frequenzen weggelassen, die Richtung A gehen, die also die erste Resonanz verändern. Jetzt sind normalerweise so etwa 20 % der Menschen dabei, die die Melodie jetzt wahrnehmen. Für den Rest gehe ich einen Schritt weiter und lasse die Konsonanten weg. Jetzt sind in der Regel so 40 bis 60 % der Menschen dabei und hören diese Melodie. Wenn du es noch nicht hörst, gehe ich noch einen Schritt weiter.

Jetzt sollten alle die Melodie gehört haben. Wer jetzt die Melodie nicht hört, als Pfeifmelodie, dann kann ich leider nicht helfen. Aber ich hab das noch nie erlebt, dass jemand die Melodie nicht gehört hat. Das kann nur sein, dass man so hört, dass es nicht zur Stimme gehört. Die meisten hören das als Pfeifmelodie. Und da wird es im Gehirn getrennt, man hört dann zwei getrennte Melodien, beziehungsweise man hört einen Brummton und dazu eine pfeifartige Melodie. Diese Pfeifmelodie ist bei manchen dann nicht mehr der Stimme zuzuordnen, andere können wieder diesen Pfeifton in die Stimme einsortieren, das ist unterschiedlich in der Wahrnehmung. Hauptsache ist, dass man diese Melodie jetzt hört.

Und wenn man sie hört, dann ist der nächste Schritt jetzt, das Ganze rückwärts zu verfolgen. Bleibt mit der Aufmerksamkeit bei dieser Melodie. Und notfalls bilde sie dir einfach ein. Ich nehme jetzt Schritt für Schritt in etwas kleineren Abstufungen die Informationen für das Broca Zentrum wieder dazu. Jetzt sollte die Melodie noch da sein. Immer die Aufmerksamkeit bei der Melodie lassen. An dieser Stelle verschwimmt die Melodie für die meisten. Also sie rückt jetzt in den Hintergrund, wird etwas nebulöser und wird nicht mehr so klar wahrgenommen, weil jetzt Zischlaute dazu kommen. Also dieses T, das hochfrequente Anteile enthält und das triggert sofort unser Sprachzentrum. Trotzdem bleibt dabei, versucht diese Melodie einfach weiter zu verfolgen.

Wenn sie jetzt verschwunden ist, dann geh noch mal zurück zu diesem Beispiel, wo die Konsonanten noch nicht dabei waren oder wo der Konsonant das N war. Man kann das noch mal feiner abstufen, indem ich den T-Laut durch einen D-Laut ersetze. Man merkt hier, je mehr Zischlaute da reinkommen, desto mehr rückt diese Melodie jetzt in der Wahrnehmung in den Hintergrund, und das Sprachzentrum drängt sich nach vorne. Aber die Melodie ist doch noch da. Besonders interessant ist der Übergang, wo man nicht mehr sicher ist, bilde ich mir das ein, weil ich weiß was ich hören soll, oder ist das tatsächlich gehört? Und das ist ein ganz interessanter Übergang, weil nämlich da das Bewußtsein entscheidet, ob es der rechten Gehirnhälfte vertraut. Das ist eine Vertrauenssache. Ihr wisst, dass ich die Melodie mache, also könnt ihr mir vertrauen. Wenn ihr mir dann nicht vertraut, dann vertraut eurer Wahrnehmung. Wnn ihr der misstraut, ja, dann wisst ihr es eben nicht. Aber trotzdem ist die Melodie da. Ich weiß ja, dass ich sie singe. Nächster Schritt.

Jetzt habe ich ein klein bisschen Bewegung in die erste Resonanz wieder dazu genommen. Und jetzt nehme ich etwas größere Bewegung rein, und dann bin ich wieder am Anfang, mit dem ich begonnen hatte.

Und ich hoffe, dass jetzt die meisten bis dahin mitgekommen sind. Wenn man aber zwei, drei Beispiele vorher das erst verloren hat, dann ist es trotzdem perfekt, dann ist die rechte Seite jetzt aktiviert. Und damit ist eine wesentliche Grundlage geschaffen, das Oberton singen zu lernen.

Resonanzstrategien auf dem Weg zur nächsten Stufe – Gesangsphonetik


Aufzeichnung des Live Webinars Next Level Resonance Strategies in der Reihe Voice Masters Live von Philippe Hall von Singing Revealed, am 29.03.2022.
Sprache: English


 

  • Was sind Formanten?
  • Was sind Resonanzen?
  • Warum sind Vokale von der Tonhöhe abhängig?
  • Was ist Formantstimmung?

Philippe Hall spricht mit Wolfgang Saus über Vokale und ihre Bedeutung für Resonanzstrategien.

Resonanz ist ein Eckpfeiler jeder Gesangstechnik. Die Beziehung zwischen Vokalen, Resonanzen, Formanten, Obertönen und Tonhöhe ist jedoch ein komplexes Thema und oft verwirrend.

Wolfgang Saus zeigt den Teilnehmern, wie sie mit Hilfe einer Vokalresonanztafel auf einen Blick erkennen können, warum manche Vokale in einer bestimmten Tonlage hervorragend funktionieren und andere überhaupt nicht. Die Teilnehmer lernen, wie Resonanzen durch Zungenbewegungen gesteuert werden können und wie sie mit den richtigen Vokalnuancen ihre Resonanzen optimieren können. Nach dem Seminar können sie sicher mit den Begriffen Vokale, Resonanz und Obertöne umgehen.

Warum klingt Chormusik so gut?

Ich habe mich sehr über dieses Video von Barnaby Martin gefreut. Es ist eine wunderbare Einführung in die Grundlagen meiner →Chorphonetik. In diesem Video zeigt er, warum die Formanten für die Intonation so wichtig sind.

Chorphonetik nutzt unsere verborgene Fähigkeit, Resonanzen im Vokaltrakt als Tonhöhen wahrzunehmen (→Hörtest). Und sie schult eine spezielle Feinmotorik der Zunge, um diese Resonanzen gezielt zu kontrollieren und die Klangfarbe an Akkorde anzupassen. Dieses Know-how versetzt Sänger in die Lage, Resonanzen genauso exakt zu stimmen wie ihre Gesangstöne. Damit wird die Klangfarbe zum Musikinstrument. Chorklänge, wie sie im Video zu hören sind, werden steuerbar.

Wofür sonst Chorsänger viele Jahre Erfahrung und Stimmtraining brauchen, kann mit dem Wissen von Chorphonetik sehr viel schneller erreicht werden. Chorsänger/innen und Chorleiter erlernen die dazu nötigen gesangstechnischen Methoden üblicherweise schon in wenigen Tagen und können sie innerhalb eines halben Jahres zu einem abrufbaren Skill Set entwickeln. Das veredelt dann nicht nur die Intonation und Homogenität im Ensemble, sondern auch die Tragfähigkeit und Leichtigkeit der Stimme.

Barnaby Martin hat ein großartiges Talent, komplexe musikalische Phänomene einfach und kurzweilig zu erklären. Abboniert unbedingt seinen YouTube-Kanal „Listening In“, da gibt es eine Menge erstklassiger Videos zur Wirkung musikalischer Klänge. Unter anderem empfehle  sein Video über die völlig verrückten Intonationsbewegungen, die Jacob Collier in seinen Chorstücken verwendet. Leute, Chorphonetik wird langsam Mainstream :)!