Synthi mit Steppenpower – das hat was | Saydash Mongush

Vielleicht liegt es an meinem Sternzeichen Zwilling, vielleicht auch nur an meiner aktuellen Stimmung, dass ich mich von neuen Ansätzen in der Obertonmusik angezogen fühle. In letzter Zeit gefallen mir Mischungen westlicher Harmonien mit der Urkraft des Kehlgesangs aus der tuwinischen Steppe.  Ich weiß authentische Nomadenkultur und Musik sehr zu schätzen. Sie passen zum Landschaftsbild der unendlichen Steppen. Westliche Ohren sind aber nicht nur wegen hierzulande hektischeren Lebens, sondern auch wegen unseres vielfältigen Landschaftsbildes mehr auf Abwechslung eingestellt.

Geht es Dir auch so? Nach einer Weile wiederholen sich die Klänge tuwinischen Khöömejs genauso wie die Steppenlandschaften. Saydaş Monguş (Сайдаш Монгуш) aus Tuwa legt hier eine Weltmusikaufnahme von Ödügen Tayga (Өдүген Тайга) vor, die für westliche Ohren leicht verdaulich ist und dennoch die Kraft des Steppenlebens spüren läßt. Diese westlichen Anpassungen kommen auch im Heimatland gut an. Auf meinen Touren durch die Mongolei liefen in den Jeeps ständig Poparrangements mongolischer Melodien, die alle mitsingen können. Inzwischen verbinden sich daher auch meine Erinnerungen an diese großartigen Reisen mit den Klängen. Mir gefällts.

Ödügen Tayga

The Ödügen Tayga is my home
I smell the sedge and grass
The rocky tayga is my home
I smell the junipers and grass

Come, riding your reindeer stag
The feet of the roe doe tied to the saddle
Come, riding your reindeer hind
The feet of the maral doe tied to the saddle

(Englische Übersetzung von TyvaWiki)

Hier noch eine schöne Urfassung des Liedes:

Elizaveta Kenden sings kozhamyk "Odugen taiga...", a Todzhu Tuvan song

 

Interaktive Weltkarte Obertongesang

Interaktive ethnische Oberton-Weltkarte online gestellt

Interaktive Weltkarte Obertongesang

Viele glauben, der Obertongesang komme aus der Mongolei. Tatsächlich gibt es auch viele Obertonsänger dort, oder besser gesagt, Kehlsänger. Aber es gibt noch viele weitere ethnische Stile, die kaum bekannt sind, aber trotzdem überaus faszinierend. Auch gibt es viele Stile, die irrtümlich zu Obertongesang gezählt werden, weil sie Kehlgesang genannt werden und das Wort sowohl Obertongesang wie auch „kehlig-rauher“ Gesang bedeuten kann.

Mach Dir selbst ein Bild: Ich habe eine interaktive Karte der Stile angelegt, auf der Du Dir mit kleinen Videos und Soundbeispielen einen schnellen Überblick über die Kehl- und Obertongesangstile auf der Welt verschaffen kannst. Probie’s aus!

Was auf der Karte fehlt, ist die Darstellung der riesigen Vielfalt an neuer Musik, sowohl im westlichem wie auch im ethnisch-traditionellen Stil. In der Kategorie „Musiker“ meines Blogs poste ich meine interessantesten Musikfunde. Spannende Klangbeispiele findest Du auch im Werkverzeichnis. Ich überlege noch, wie ich die übersichtlicher darstellen kann und bin für Deine Anregungen dankbar!

Grundton- und Obertonhörer im Orchester (c) Neurologische Universitätsklinik Heidelberg

Wie Obertöne im Gehirn wirken

Warum der eine Geige und der andere Cello spielt

Zuerst erschienen auf Universitätsklinikum Heidelberg am 21.08.2005 (Repost mit freundlicher Genehmigung)

Die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Grundton und Obertönen ist im Gehirn verankert / Heidelberger Wissenschaftler veröffentlichen Studie bei Orchestermusikern in „Nature Neuroscience“

→Hier kannst Du den Hörtest selber machen

Gleiche Töne können von verschiedenen Personen sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Die Ursache dafür liegt im Gehirn. Denn wie ein Ton klingt, hängt von Strukturen im Großhirn ab: Wer mehr Obertöne und damit eher lang ausgehaltene, tiefe Klänge hört, hat mehr graue Nervenzellsubstanz im „Hörzentrum“ der rechten Großhirnrinde, der so genannten Heschlschen Querwindung. Wer stärker den Grundton hört oder kurze, scharfe Töne bevorzugt, weist diese Besonderheit in der linken Hirnhälfte auf.

Dies sind Ergebnisse einer Studie, die am 21. August 2005 als online-Publikation von „Nature Neurosciences“ und in der September-Druckausgabe veröffentlicht wird. Wissenschaftler der Sektion Biomagnetismus der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg haben gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Liverpool, Southampton und Maastricht insgesamt 420 Personen untersucht, die Mehrzahl davon Musikstudenten und Orchestermusiker.

Musikalität unabhängig von Hörtyp / Zusammenhang mit Rhythmuserkennung

Mit umfangreichen Hörtests wurde ermittelt, ob die Testpersonen zu der Gruppe der „Grundtonhörer“ oder der „Obertonhörer“ gehörte. (Bei jedem natürlichen Ton wird neben dem Grundton, der die Tonhöhe bestimmt, eine Vielzahl höherer Töne erzeugt. Diese Obertöne ergänzen das Frequenzspektrum eines Tons und geben ihm seine individuelle Klangfarbe.) Bei 87 Testpersonen aus beiden Gruppen wurden zusätzlich im Kernspintomogramm Hirnstrukturen sichtbar gemacht und mit der Magnetenzephalographie (MEG) ihre Funktionen gemessen. Die MEG ist eine sehr empfindliche Methode für die Messung von Gehirnaktivitäten. Sie misst geringe Magnetfelder, die durch aktive Nervenzellen in der Großhirnrinde erzeugt werden.

Grundton- und Obertonhörer im Orchester (c) Neurologische Universitätsklinik Heidelberg

Die Heidelberger Studie hat gezeigt: Die Sitzordnung in einem modernen Symphonieorchester folgt der Fähigkeit zur individuellen Tonwahrnehmung, die in der linken oder rechten Gehirnhälfte verankert ist. Grundtonhörer mit den hohen Instrumenten (z.B. Geige, Querflöte, Trompete) sitzen links vom Dirigenten und die Obertonhörer (z.B. Bratsche, Cello, Kontrabass, Fagott, Tuba) rechts. Bild-Quelle: Neurologische Universitätsklinik Heidelberg

„Die beiden Hörtypen gibt es auch bei unmusikalischen Menschen“, erklärt Dr. Peter Schneider, Physiker, Kirchenmusiker und MEG-Spezialist in der Heidelberger Arbeitsgruppe. Mit der Fähigkeit zum Grundton- oder Obertonhören ist allerdings auch die Verarbeitung von Musik verknüpft.

„Obertonhörer können lang ausgehaltene Klänge und Klangfarben besser wahrnehmen“, sagt Schneider. Diese Fähigkeit ist im rechten Hörzentrum angesiedelt. Die Grundtonhörer fielen dagegen durch eine virtuosere Spieltechnik und bessere Verarbeitung von komplexen Rhythmen auf, die mit der schnelleren Verarbeitung im linken Hörzentrum verknüpft ist.

Sänger und Cellisten sind „Obertonhörer“

Orchestermusiker haben ihr Musikinstrument auch nach ihrem Hörtyp ausgewählt, so das Ergebnis einer weiteren Studie, die Dr. Schneider unlängst auf einem Fachkongress vorgestellt hat. So spielen Grundtonhörer bevorzugt Schlagzeug, Gitarre, Klavier oder hohe Melodieinstrumente, Obertonhörer eher tiefe Melodieinstrumente wie Cello, Fagott oder Tuba. Auch Sänger fallen in diese Gruppe.

Die Musikalität hat zwar nichts mit den Hörtypen zu tun, doch lässt sie sich ebenfalls in den Gehirnstrukturen festmachen. In einer Veröffentlichung im August 2002, ebenfalls in „Nature Neuroscience“, haben Dr. Schneider und seine Heidelberger Kollegen bereits festgestellt, dass professionelle Musiker mehr als doppelt so viele graue Hirnmasse im primären Hörzentrum haben wie unmusikalische Menschen. Außerdem reagiert ihr Gehirn, wie MEG-Messungen zeigten, stärker auf Töne.

Rückfragen an:

Dr. Peter Schneider

E-Mail: [email protected]

Weitere Information im Internet:

www.idw-online.de/pages/de/news51506

www.klinikum.uni-heidelberg.de/index.php?id=5503

Bild-Quelle: Neurologische Universitätsklinik Heidelberg

Quellen

Schneider, Peter, Vanessa Sluming, Neil Roberts, Michael Scherg, Rainer Goebel, Hans J Specht, H Günter Dosch, Stefan Bleeck, Christoph Stippich, and André Rupp. “Structural and Functional Asymmetry of Lateral Heschl’s Gyrus Reflects Pitch Perception Preference.” Nat Neurosci 8, no. 9 (2005): 1241–47. https://doi.org/10.1038/nn1530.

Profis lernen Obertonsingen | Avi Kaplan von PENTATONIX

Avi Kaplan verblüfft bei der A Cappella Night 2012 an der University of New Hampshire seine Backstage-Zuhörer mit Obertongesang, den er auch öfter während Pentatonix-Konzerten als gefeierte Einlage bringt. Avi Kaplan ist der Basssänger von PENTATONIX, einer a cappella Gruppe, die vor zwei Jahren begannen, bei YouTube mit Abrufen im zweistelligen Millionenbereich von sich Reden zu machen. Inzwischen wurde ihre Musik über eine halbe Milliarde mal allein auf YouTube gehört.

Warum lernen immer mehr Profisänger das Obertonsingen? Vor allem bei a cappella Ensemblen der Topliga trifft man immer öfter auf Sänger/innen, die sich mit Obertongesang befassen (ich schrieb schon von Vox Clamantis und dem Lettischen Rundfunkchor. Weitere Beispiele, wie Hilliard Ensemble, Nordic Voices, Prana… werden folgen). Die Antwort: Es sind die vorteilhaften Nebenwirkungen!

Obertongesang verbessert Gehör und Gesangstechnik

Wer Obertongesang lernt, erfährt eine drastische Verbesserung des Gehörs. Obertöne werden in einem anderen Gehirareal verarbeitet als Grundtöne . Da im a cappella Gesang besonders hohe Ansprüche an eine reine Intonation gestellt werden, sind die körperlich empfundenen Naturintervalle, die das Obertonsingen schult, eine viel tiefere Erfahrung, als die reine Korrektur der Tonhöhe.

Hinzu kommt eine völlig neue Kontrolle des Klangapparates, des Vokaltrakts. Beim Obertonsingen wird eine Feinmotorik ausgebildet, die bisher im klassischen Bereich nicht in solcher Präzision trainiert wurde. Diesen Nutzen vermittelt der Obertongesang auf ganz natürliche Weise schon beim Erlernen der Grundtechnik, ganz unabhängig davon, ob man ihn auf der Bühne einsetzen will oder nur im stillen Kämmerlein.

Obertongesang ist eine noch junge Gesangstechnik, die erst am Anfang ihrer Entwicklung steht. Der klassische Gesang ist ein eher konservatives Genre, das sich neuen Techniken nur zögerlich und nach sorgfältiger Prüfung öffnet. Der Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Die junge Generation ist aufgeschlossen für die Vorteile der innovativen Gesangstechnik.

Schneider, Peter ; Sluming, Vanessa ; Roberts, Neil ; Scherg, Michael ; Goebel, Rainer ; Specht, Hans J ; Dosch, H Günter ; Bleeck, Stefan ; u. a.: Structural and functional asymmetry of lateral Heschl’s gyrus reflects pitch perception preference. In: Nat Neurosci Bd. 8 (2005), Nr. 9, S. 1241–1247

Musikkomiker mit Schrott & Oberton | Varieté Velociped

Varieté Velociped ist eine Musikkomikergruppe aus Schweden, die aus allerei Dachbodenfunden schöne Musik macht. Der Einfluß diverser Obertonfestivals in ihrer Heimatstadt Lund haben offenbar Spuren hinterlassen. Bei Bengt und Svante sind ab 1:10 gelegentliche Stimmobertöne in den skurrilen Klängen unüberhörbar.

Varieté Velociped sind:

Erik Petersen – Multi-Instrumentalist, der aus allem was klingt Musik herausholen kann.

Bengt Johansson – faszinierender, vielfältiger Musiker mit Haupfach Renaissance-Blasinstrumente, aber mit erstaunlichen Nebenwirkungen.

Svante Drake – er hat mit Mundperkussion weltweit schon viele zum Staunen gebracht. In dieser Gruppe sorgt er für einige klingende Zusatzüberraschungen.

http://www.erikpetersen.se/variete.htm

https://sv.wikipedia.org/wiki/Variet%C3%A9_Velociped

Altes tuwinisches Lied im Ambientstyle | Radik Tyulyush

Der russische ethno-ambient Komponist Mapa (Alexey Ivanov) hat für das alte tuwinische Lied „Boodey“ (Sonnel) eine Ambient Fassung geschrieben, interpretiert von der energievollen authentischen Stimme von Radik Tyulyush, jüngstes Mitglied der berühmten tuwinischen Gruppe Huun Huur Tu. Das Hintergrundvideo zeigt Ausschnitte aus dem Film „Home“ von Yann Arthus-Bertrand.